Zur Person
Am 6. September 1891 erhielt Georg Schlesinger sein Reifezeugnis als Klassenbester. Anschließend begann er nach einem einjährigen Mechanikerpraktikum sein Maschinenbaustudium an der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin. Er studierte Kinematik und Maschinenelemente. Maschinenkonstruktion, Elektrotechnik, Mechanische Technologie und Werkzeugmaschinen. Am 12. März 1897 schloß er sein Studium zum Regierungsbauführer mit einer prämierten Diplomarbeit über Dampfmaschinensteuerung ab.
Am 26. Februar 1904 promovierte er bei August von Borries und Emil Heyn mit dem Thema Die Passungen im Maschinenbau zum Doktor-Ingenieur in der Abteilung für Maschinen-Ingenieurwesen an der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin.
Vom März 1897 bis 1902 arbeitete er als Konstrukteur und von 1902 bis zum 4. Juli 1904 als Chefkonstrukteur der Konstruktionsabteilung der Werkzeugmaschinenfabrik Ludwig Loewe & Co. A.-G. in Berlin und während des 1. Weltkrieges in der Betriebsleitung der Königlichen Gewehrfabrik Spandau.
Er war bei der Einrichtung der Prüfstelle für Ersatzglieder unter Mitwirkung von Ferdinand Sauerbruch und dem Verein Deutscher Ingenieure im Herbst 1915 beteiligt sowie beim Aufbau eines neuen Werks der Conrad Lorenz AG in Berlin-Tempelhof.
Vom 15. Juli 1904 bis zum 31. Dezember 1933 wirkte er als ordentlicher Professor auf dem neugegründeten Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen, Fabrikanlagen und Fabrikbetriebe in der Abteilung III für Maschinen-Ingenieurwesen (ab 1922 Fakultät III für Maschinenwirtschaft, ab 1928 Fakultät III für Maschinenwesen) an der Königlichen Technischen Hochschule (ab 1919 Technische Hochschule) zu Berlin.
Am 28. April 1933 wurde Georg Schlesinger beurlaubt. Nach § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde ihm zum 8. September 1933 die Lehrerlaubnis entzogen und zum 1. Januar 1934 wurde er nach § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt.
1939 folgte die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft und 1940 der Entzug des Doktorgrads durch die Technische Hochschule Berlin.
Im März 1934 emigrierte Georg Schlesinger in die Schweiz und hatte dort eine Gasttätigkeit an der ETH Zürich inne, danach erfolgte ein Ruf an die Université Libre in Brüssel.
Von 1939 bis 1944 errichtete und leitete er ein Werkzeugmaschinen-Laboratorium am College of Technology in Loughborough.
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Prof. Schlesinger schuf das erste funktionsfähige Grenzlehren- und Passungssystem der Werkstatt-Messtechnik. Aufgrund seiner Forschungsergebnisse wurden die behördlichen Bestimmungen über die Umfangsgeschwindigkeiten von Schleifscheiben von 25 m/s auf 35 bzw. 40 m/s erhöht.
- Erhebung des Werkzeugmaschinenbaus zur wissenschaftlichen Disziplin
- Kalkulation in der Fabrikorganisation
- Psychotechnik und Betriebswirtschaft
- Mitarbeit an der Normung für Gewindesysteme
- Konstruktion und Test von Prothesen
- Einführung des Taylor-Systems in Deutschland
Aus der 1918 durch Schlesinger gegründeten Arbeitsgruppe für industrielle Psychotechnik entstand 1922 ein eigenständiges Institut. Ziel war es, die Erkenntnisse der Experimentalpsychologie für die Optimierung des industriellen Arbeitsprozesses nutzbar zu machen.
Gremientätigkeiten und Mitgliedschaften
- Ab 1906 Gründer und Leiter des Versuchsfeldes für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaft
- Mitglied im Hauptausschuss des 1917 gegründeten Deutschen Normenausschuss
- Vorsitzender des Ausschusses für die Vereinheitlichung der Schraubengewinde (nach Kriegsende 1918)
Ehrungen
- 1921 Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW)
- 1929 Schlesinger-Spende
- 1979 Einführung des Georg-Schlesinger-Preises des Landes Berlin