Zur Person
Nach einer dreijährigen Zimmermannslehre und dem Besuch der Baugewerkschule Nienburg/Weser sowie dem Besuch des Polytechnikums Hannover von 1859 bis 1862 arbeitete Johannes Otzen als Bauleiter bei Conrad Wilhelm Hase. Von 1866 bis 1869 arbeitete er zur Erlangung der Baumeister-Qualifikation als Hochbaumeister für Schleswig im preußischen Staatsdienst.
Als Architekt und Mitinhaber verschiedener Mietshaus- und Villenbau-Gesellschaften ging er 1869 nach Berlin, wo er bis 1875 mit großen Bauverwaltungen betraut war und ab 1874 als selbständiger Architekt arbeitete.
Bis 1902 spezialisierte er sich zunehemd auf Kirchenbauten mit Schwerpunkten in Hamburg und Berlin und schuf insgesamt 25 größere und kleinere Kirchen in ganz Deutschland.
Johannes Otzen wirkte vom 1. April 1879 als nicht etatmäßiger Dozent (ab Oktober 1879 als außerordentlicher Professor, vom Februar 1881 bis zum 30. September 1885 als etatmäßiger Professor sowie anschließend als ordentlicher Professor) bis zum 30. September 1902 für Mittelalterliche Baukunst und Backsteinbau in der Abteilung I für Architektur der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin.
1885 übernahm er die Vorsteherschaft eines für ihn neu geschaffenen Meisterateliers für Architektur an der Akademie der Künste in Berlin und wurde 1888 zum Geheimen Regierungsrat ernannt.
Wissenschaftliche Schwerpunkte
- Bau von Villen und Privathäusern
- Kirchenbauten mit verschiedenen Raumformen besonders in neugotischer Formensprache (Verbreiterung des noch basilikalen Mittelschiffs, Zentralisierung mit großem Oktogon, Wandpfeilersäule, Zweischiffigkeit)
Beispiele sind die Wiesbadener Ringkirche (1892 bis 1894), die Kreuzkirche in Berlin-Kreuzberg (1885 bis 1888) und die Lutherkirche in Berlin-Schöneberg.
Gremientätigkeiten und Mitgliedschaften
- 1878 Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Künste in Wien
- 1883 Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin (Präsident 1904 bis 1907)
Ehrungen
- 1892 Ehrenmitglied vom Institute of British Architects to London
- 1894 Roter Adlerorden 3. Klasse
- 1894 Ritterkreuz I. Abtheilung des Großherzoglich-Sächsischen Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken
- 1898 Königlicher Kronenorden 2. Klasse
- 1904 Roter Adlerorden 2. Klasse
- 1907 Stern zum Königlichen Kronenorden 2. Klasse
- Ehrenvorsitzender des Unterstützungsvereins für Architekten, Ingenieure und Techniker
In Hamburg-St. Pauli wurde die Straße, die an der von ihm entworfenen Friedenskirche vorbeiführt, Otzenstraße benannt. Weiterhin gibt es in Berlin eine Otzenstraße, die an der Peripherie des von ihm geplanten Ortsteils Friedenau liegt.