Zur Person
Von 1897 bis 1903 studierte Carl Ramsauer Mathematik und Physik an den Universitäten München, Tübingen und Berlin. Er unterbrach das Studium, um sich auf das Oberlehrerexamen vorzubereiten und unterrichtete vertretungsweise am Gymnasium zu Jever.
1901 setzte er das Studium der Physik in Kiel fort und promovierte 1903 zum Dr. phil. mit dem Thema „Über den Riccochetschuß“ bei Leonhard Weber an der Universität Kiel.
Von 1902 bis 1907 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kaiserlichen Torpedo-Laboratorium in Kiel und anschließend bis 1921 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Philipp Lenard am Radiologischen Institut der Universität Heidelberg. Dort entdeckte er 1919, das langsame Elektronen nahezu ohne Energieverlust durch Edelgase hindurchgehen, was erst mit Hilfe der Quantenmechanik erklärbar wurde, bekannt als „Ramsauer-Effekt“. Der „Ramsauer-Effekt“ war somit der erste experimentelle Nachweis der Wellennatur des Elektrons.
Am 30. Oktober 1909 habilitierte sich Carl Ramsauer mit der Schrift „Über die experimentellen und theoretischen Grundlagen des elastischen und mechanischen Stoßes“, wurde Privatdozent und 1915 außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg.
1921 wechselte er an die Technische Hochschule Danzig und wurde dort ordentlicher Professor für Experimentalphysik.
1928 ging er in die Freie Wirtschaft zurück und war vom 1. Oktober 1928 bis zum 30. September 1945 Direktor des Forschungsinstituts der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) in Berlin und ab 1930 zusätzlich Vorstandsmitglied der AEG.
Zeitgleich wirkte Carl Ramsauer vom 10. März 1931 bis 1945 als Honorarprofessor für Physik an der Fakultät I für Allgemeine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaft der Technischen Hochschule Berlin.
Ab 1946 bis zu seiner Emeritierung am 30. September 1952 unterrichtete er als Ordinarius für Experimentalphysik am gleichnamigen Lehrstuhl mit Physikalischem Institut in der Abteilung Physik der Fakultät I für Allgemeine Ingenieurwissenschaften (ab 1949 Fakultät II für Allgemeine Ingenieurwissenschaften) an der Technischen Universität Berlin.
Sein Nachfolger wurde Hans Boersch (1. April 1954 bis zum 30. September 1974).
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Seine Arbeiten bei der AEG über Dampfentladungs-, Gleich- und Wechselrichter, über die Vorgänge in Braunschen Röhren und deren Verwandtschaft mit Nordlichterscheinungen sowie über Elektronenmikroskopie wurden viel beachtet, und das AEG-Institut erlangte bald internationale Anerkennung als Forschungsstätte. Von 1919 bis 1921: Entdecker des sog. Ramsauer-Effekts.
Weitere Forschungsbereiche:
- Phosphoreszenz
- Lichtelektrizität
- Radioaktivität
- Schußprobleme (Massenbewegung bei sehr großen Kräften, Erzielung sehr hoher Temperaturen)
Gremientätigkeiten und Mitgliedschaften
- 1949 bis 1952: Direktor des Physikalischen Instituts
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1950 bis 1951: Prorektor der Technischen Universität Berlin
- Vorstandsmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
- Mitherausgeber „Zeitschrift für technische Physik“
- korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften Göttingen
- korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung
Ehrungen
- 1950: Dr. rer. nat. h. c., verliehen durch die Technische Hochschule Karlsruhe
- 1954: Großes Bundesverdienstkreuz
- 1954: Ernennung zum Ehrensenator der Technischen Universität Berlin
- 1988: der Carl-Ramsauer-Preis wurde ins Leben gerufen
- 1989 stiftet die AEG-Aktiengesellschaft den Carl-Ramsauer-Preis